Im Rahmen des „projekts bauhaus“ und ergänzend zu dem internationalen Symposium „Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?“ (18.–19. September 2015) zeigt eine Pop-up-Ausstellung vom 2. bis 20. September 2015 im Haus der Kulturen der Welt SMAQs „Charter of Dubai“ zusammen mit 24 weiteren prototypischen Projekten zum Thema.
Die klassische Moderne und insbesondere das Bauhaus stehen für eine Idee von Gestaltung, die Gesellschaft in einem sozialen und emanzipatorischen Sinne prägen will. Doch dieser Ambition liegen verschiedene, teilweise auch gegensätzliche TransformationsÂmodelle zu Grunde. Sie reichen von Ansätzen der Lebensreform, die an den individuellen Lebenspraktiken ansetzt, bis hin zu zentralen Planungen wie der Technisierung und des Sozialismus, die totalitäre Züge annehmen können. An rund einem Dutzend Beispielen zeigt der erste Teil der Ausstellung wesentliche Prototypen der historischen Avantgarden auf und spricht ihre Relevanz für heute an.
Der zweite Teil der Ausstellung stellt anhand aktueller Beispiele unterschiedliche Strategien dar, wie Gestalter heute versuchen, mit ihren Projekten Ideen eines besseren Lebens zu verfolgen. Allen Projekten gemeinsam ist, dass sie die Rolle des Gestalters relativieren. Der Gestalter imaginiert nicht mehr als heroischer Künstler-Ingenieur den neuen Menschen und eine andere Gesellschaft, sondern zielt auf dialogische Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse – etwa durch Wunschproduktion, Kritik, Szenarien, Reallabore.
Die Charter of Dubai basiert auf dem Verständnis, dass Luxus-Refugien des letzten Immobilien-Booms, im Bezug auf Kapital, Wissen und Arbeitskraft eine erhebliche soziale Investition darstellen. Anstatt sie abzulehnen, zwingt uns ihre bloße materielle Existenz, eine Utopie von innen heraus zu denken um einen Wiederverwertungsprozess zu beginnen. Sie befasst sich mit Themen des Marketing, umweltschützender Nachhaltigkeit und sozialer Verankerung. Präzise formale Anpassungen führen dazu, dass eine breitere Klientel angezogen wird, fördern Biodiversität, verbesserndie Anbindung und Vernetzung, steigern Dichte und Erschwinglichkeit, ermöglichen die Herstellung lokaler Nahrungsmittel und Deckung des Eigenenergiebedarfs und passen Wohnbauten und öffentlichen Raum dem Wüstenklima an. Die Charter of Dubai ist bei Jovis auch als Buch erhältlich.
Die Pop-up-Ausstellung „Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?“ zeigt neben SMAQs Charter of Dubai Arbeiten von:
Jean-Nicolas-Louis Durand, Walter Gropius, Richard Kauffmann, Alexander Klein, Kasimir Malewitsch, Ernst May, Alfred Messel / Berliner Spar- und Bauverein, Nikolaj Miljutin, Reinhold Rossig, Rudolf Steiner, Bruno Taut, Mies van der Rohe, Theo van Doesburg, Vegetarische Obstbaukolonie Eden e.G.m.b.H, Martin Wagner
Architecture 00, Assemble, Center for Urban Pedagogy, City of Amsterdam, Didier Faustino, Duany Plater-Zyberk & Company, Dunne & Raby, Förderverein Berliner Schloss e.V., Good Mood Lda, Greenpeace, Holzmarkt e.G., Kuehn Malvezzi, Lacaton & Vassal, Van Bo Le-Mentzel, raumlaborberlin, Recetas Urbanas / Santiago Cirugeda, SMAQ, Schultes Frank Architekten, The Yes Men, West 8, Zones Urbaines Sensibles
Pop-up-Ausstellung
Donnerstag, 3. bis Sonntag, 20. September 2015
Eröffnung: 2. September 2015, 19 Uhr
Ort: Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin
Eröffnungs-Talk am 2. September 2015 um 19 Uhr
mit Jesko Fezer, Christa Kamleithner, Mateo Kries, Philipp Oswalt, Jörg Petruschat.
Moderation Anh-Linh Ngo.
Ausstellungskonzept
Philipp Oswalt, Nicole Minten-Jung mit Kerstin Faber, Anita Jozic und Jan Bovelet.
Projekt:
Charter of Dubai
Charter of Dubai als Buch:
Jovis
Weitere Informationen:
projekt bauhaus