Auf der Elbinsel Wilhelmsburg soll als Herzstück der im Rahmenkonzept „Hamburgs Sprung über die Elbe – Zukunftsbild 2013+“ formulierten Mittelachse ein vielfältiges und durchgrüntes Stadtquartiers mit eigener Identität entstehen. Unser Vorschlag verbindet dieses Ziel mit folgenden Leitgedanken:
Verflechtung mit der urbanen und landschaftlichen Umgebung. Die unterschiedlichen räumlichen Bedingungen an den Rändern dienen als Impulsgeber für ortsspezifische Verzahnung und die Schaffung spezifischer Orte mit Eigenart.
Öffentliche und klar definierte Straßen- und Freiräume, welche Freiheiten auf den Baufeldern ermöglichen – auch im Sinne der Mitwirkung der Bürger und Bürgerinnen.
Nachbarschaften auf der Straße: Aktivierung der Erdgeschosse und damit der Straßenräume.
Diversität. Unterschiedliche Baufeldgrößen für unterschiedliche Akteure und typologische Vielfalt, die Synergien schaffen durch die Mischung gewerblicher Nutzung und Wohnnutzung.
Offenheit. Im „Wilden Süden“ als Potential Wilhelmsburgs scheint alles möglich: Kleinteiligkeit und Aneigenbarkeit des Kleingartens mit Laube als typlogischer Möglichkeitsraum wird weiterentwickelt.
Städtebau
Der Entwurf gliedert das Entwicklungsgebiet durch eine übergeordnete Freiraumstruktur, die zum einen die beiden Kanäle mit einander verbindet und zum andern das Gebiet in Nord-Süd-Richtung durchzieht, in drei Teilgebiete: im Norden das „Aßmann Quartier“, in der Mitte das „Quartier am Rotenhäuser Wettern“ und im Süden das „Jaffe-Davids-Quartier“. Die Gliederung leitet sich aus Querbeziehungen zu den angrenzenden Nachbarschaften und Quartieren ab:
Im Norden erfolgt durch die Fortführung der Mannesallee über eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke als verbindende Achse die Anbindung an das Reiherstiegviertel mit der Emmauskirche an einem und dem zentralen Quartiersplatz des neuen „Aßmann Quartiers“ am anderen Ende. Die Ränder des Quartiers sind durch die Bebauung klar definiert. Die straßenseitige Bebauung am Vogelhüttendeich wird mit dem neuen Quartier fortgeführt. Der nördliche Eingang zum Quartier ist durch eine räumliche Aufweitung akzentuiert. Das „Aßmann-Quartier“ ist durch große Baufelder geprägt, auf denen vielfältige Kleinquartiere vorgeschlagen werden. Sie gruppieren sich um den Quartiersplatz als gemeinsame Mitte. Die Größe der Baufelder gewährleistet eine typlogische Offenheit, die robust ist und garantiert, dass auf die unterschiedlichen lokalen Lagebedingungen reagiert werden kann.
Im Süden wird die charakteristische Strichcodeartige Struktur des bestehenden Gewerbegebiets als Grundstruktur für das „Jaffe-Davids-Quartier“ weiterentwickelt, so dass es die beiden Kanäle immer wieder miteinander verbindet. Die Baufeldgrößen orientieren sich dabei an der gegebenen privaten Parzellenstruktur, um bei fortschreitender Entwicklung zu einer verwandten Körnung zu gelangen. Vier Baufelder – zwei auf städtischen und zwei auf privatem Grund – bilden zusammen ein nachbarschaftliches Geviert mit jeweils vier unterschiedlichen Gebäudetypologien. Im Baukastenprinzip sind sie unabhängig voneinander entwickelbar.
Das mittlere Quartier lehnt sich an den Rotenhäuser Wettern an, in dessen Verlängerung eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Aßmannkanal vorgeschlagen wird. Als Scholle mit landschaftlich geprägten Rändern ist das „Quartier am Rotenhäuser Wettern“ aus den östlichen und westlichen Baufluchten der anderen beiden Quartiere in Richtung Westen leicht herausgerückt. Mit der westlichen Kante rhythmisiert die Bebauung des Quartiers so als eine Art „Meilenstein“ den Grünzug am Aßmannkanal und markiert als Brückenkopf die Fußgänger- und Radfahrerbrücke. Durch die Nähebeziehung zu den gegenüberliegenden Hochpunkten an der Zeidlerstraße wird eine räumliche Spannung aufgebaut. Durch das Zurückspringen der Bauflucht auf der östlichen Seite wird ein „Balkon“ zum Jaffe-Davids-Kanal formuliert. Die kleinteilige Baustruktur und die Mischung im Blockrand erlauben unterschiedliche Entwicklungsformen, unter anderem auch für kleinere Akteure wie z.B. Baugruppen.
Bei allen drei Quartieren ist die Herausbildung unterschiedlicher Charaktere durch typologische Mischung und Nutzungsmischung sowie die Formulierung vielfältiger Freiraumangebote ein wesentliches Anliegen.
Internationaler städtebaulicher Einladungswettbewerb: 3. Preis
Auslober: Stadt Hamburg und IBA Internationale Bauausstellung Hamburg GmbH
Programm: ca. 3.200 Wohneinheiten, ca. 44.000 m2 Gewerbe, Schulen, Kindergärten, Kleingärten
Gesamtfläche: 41 ha
Team SMAQ: Sabine Müller, Andreas Quednau, Irene Frassoldati, Lorenzo Ciccu, Maximilian Birli, Bruno Pinto da Cruz
mit Man Made Land